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Christoph Baumanns

Textwechsel


 

Alltag

Eigentlich wollten Ulrike Bail und Christoph Baumanns gar nicht miteinander telefonieren. Bail versuchte ihre Freundin zu erreichen, Baumanns erwartete einen Anruf seines Freundes. Statt lediglich ein paar freundliche Worte auszutauschen und sich dann wieder zu verabschieden, ergab sich ein längeres Gespräch über die Schwierigkeiten, im überfüllten Alltag schöpferisch zu sein. Schöpferisch zu sein - das bedeutet für Bail und Baumanns vor allem, schöpferisch mit Sprache umzugehen, also Texte zu produzieren.


Sympathie

Das Telefonat war als würden sich Wandernde treffen und erzählen, welche Wege sie genommen, welche Pässe sie gefunden, welche Täler sie durchschritten, welchen Flüssen sie gefolgt, nach welchen Karten sie sich gerichtet, wo sie sich verirrt, wo sie nicht weitergekommen, was an Wetterunbill sie erlitten und was an Gastfreundschaft sie erlebt. In diesen Berichten erkennen die Wandernden manchmal eine Nähe zueinander - obwohl sie auf anderen Wegen unterwegs gewesen und aus anderen Richtungen gekommen waren. Allein beim Zuhören entsteht schon Sympathie.


Kurzerhand

Das Telefongespräch inspirierte Ulrike Bail zu einem Gedicht, das sie Christoph Baumanns per E-Mail zusandte. Er war von diesen Zeilen so bewegt, dass er mit einer Prosasequenz antwortete. Damit begann der TEXTWECHSEL, zu dem sich die beiden kurzerhand und auf unbestimmte Zeit verpflichteten. Als wollten sie damit allen Schwierigkeiten trotzen und sich gleichermaßen ein- für allemal festlegen, dem überfüllten Alltag beständig Texte abzuschöpfen.

Wachsen

Hier wächst also (nach allen Regeln der Kunst?) ein Textkörper (zwischen all den anderen im Internet wachsenden Text-, Bild- und Tonkörpern). Ein Text löst den anderen aus – ein Wort genügt dafür, manchmal nachvollziehbar, manchmal im Dunkeldenken verwoben. ...
Alle Texte sind extra für TEXTWECHSEL geschrieben und nicht aus dem bailschen und baumannschen Fundus unveröffentlichter Texte. Die Autorin und der Autor wissen nicht, wie weit und wohin sie mit ihrem TEXTWECHSEL kommen, vielleicht ahnen die Leserinnen und Leser mehr: das wäre schön ...


Ulrike Bail
geboren 1960 am Fuße der Schwäbischen Alb, lebt sie seit einigen Jahren in Luxembourg. Sie ist freiberufliche Schriftstellerin, Professorin für Altes Testament (Ruhr-Universität Bochum) und Dozentin für Deutsch als Fremdsprache (DaF).
"Es genügt ein Schritt in den Schnee, um den Berg zu erschüttern," (Edmond Jabes)
Aktuelle Veröffentlichung: wundklee streut aus. 47 Gedichte über theodora.  Saarbrücken 2011.
Auszeichnung: Zweiter Preis beim Nationalen Literaturwettbewerbs 2011 von Luxembourg (Kategorie "Erwachsene") für "Sterbezettel".
Internet: http://www.ulrike-bail.de/



Christoph Baumanns,
geboren 1960 am Niederrhein, lebt seit Herbst 2004 in der documenta-Stadt Kassel. Er produziert Ideen und Texte für ein breites Spektrum an Öffentlichkeitsarbeit. Außerdem (er)findet er Geschichten, schreibt Prosa und gibt szenische Lesungen.
"Um eine literarische Welt zu schaffen, müssen wir die Welt nicht kennen; es genügt, wenn man über etwas verfügt, was eine Welt konstitutieren kann." Lars Gustafsson über das Werk von Jorge Luis Borges. 

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